Alraune


Alraune
Zeichnung: Jonathan Stenger
Die Alraune ist die Königin der Zauberpflanzen.

In Altertum und Mittelalter war sie hochgeschätzt und wurde teuer gehandelt.

Der auch Mandragora genannten Pflanze wurden nicht nur alle Arten von magischen Fähigkeiten sondern auch enorme medizinische Fähigkeiten nachgesagt.

Ihre medizinische Wirkung ist auch nicht von der Hand zu weisen, denn die Alraune wirkt sogar so stark, dass man sie als stark giftig bezeichnen muss.

Mithilfe der Alraune wurden früher Operationen durchgeführt, weil sie narkotisierend wirkt.

Die Alraune galt auch als fruchtbarkeitsförderndes Liebesmittel, was ihre Beliebtheit noch mehr steigerte.

Inhaltstoffe

Die Alraune enthält die typischen Nachtschatten-Alkaloide:

  • Atropin,
  • Hyoscyamin,
  • Scopolamin

Wirkung

Die Alraune wirkt ähnlich wie die Tollkirsche, der Stechapfel und das Bilsenkraut.

  • narkotisierend
  • psychoaktiv
  • halluzinogen
  • aphrodisisch
Bei der Alraune steht die narkotisierende Wirkung im Vordergrund.

Traditionelle mediznische Anwendung

Die Alraune war früher ein wichtiges medizinisches Mittel, weil sie sehr starke (giftige) Wirkung hat.

Im Mittelalter, aber vermutlich auch schon früher, wurde die Alraune als Betäubungsmittel bei Operationen eingesetzt. Dazu setzte man einen Tee aus Alraunenwurzel, Maulbeersaft, Mohnextrakt, Bildsenkraut und Schierling an und träufelte ihn auf einen Schwamm. Dieser Schwamm wurde dem Patienten vor die Nase gehalten, bis er einschlief. Nach der Operation wurde der Patient mit Fenchelöl-Düften wieder aufgeweckt.

Früchte durch Essen oder Duft einatmen Schlaf und Betäubung bewirken.

Eingedickter Saft aus Rinde und Wurzel wurde als Medikament aufbewahrt.

Getrocknete Wurzeln wendete man früher gegen Augenentzündungen, entzündete Wunden, Verhärtungen, Schlangenbiss und Gelenkschmerzen an.

Die Alraune galt auch als Fruchtbarkeits fördernd.

Alraunen-Wein trank man gegen Schlaflosigkeit, wobei hier immer die Gefahr bestand, dass man aus dem so gewonnenen Schlaf nicht mehr aufwacht.

Bestandteil von Hexensalben

Aufgrund ihrer angeblich enormen magischen Fähigkeiten und wohl auch wegen der narkotisierenden Eigenschaften, fand sich die Alraune vermutlich häufig in Rezepten für Hexensalben. Sie war auch Bestandteil mittelalterlicher Pappelsalben, die häufig ähnlich wie andere Hexensalben angewendet wurden.

Die Pflanze war in Mitteleuropa jedoch sehr selten, weil sie hier nicht wächst. Daher wurden in der Praxis wohl meistens andere Nachtschattenpflanzen als Ersatz verwendet.

Magische Anwendung

Die Alraune galt vor allem im Mittelalter als Zauberpflanze mit starken magischen Eigenschaften.

Daher war sie auch sehr wertvoll und wurde zu Höchstpreisen gehandelt.

Aus der häufig zweigeteilten Wurzel wurden menschenähnliche Figuren geschnitzt.

Diese Alraunenmännlein wurden für magische Zwecke eingesetzt.

Sie sollten unter anderem Glück bringen.

Damit sie besonders gut wirken, wurden die Wurzelmännchen ausgesprochen gut behandelt. Man badete sie in Wein, gab ihnen teure Kleider

Eine Alraunenwurzel auf den Kaminsims gelegt, soll dem Haus Wohlstand, Fruchtbarkeit und Schutz bringen. Sogar Dämonen soll man mit ihr austreiben können.

Man legt die Wurzel auch neben sich ins Bett oder ans Kopfende des Bettes, um den Schläfer zu schützen und vor Schwermut zu bewahren.

Als Amulett am Körper getragen, soll die Alraunenwurzel als Liebesmittel wirken und ausserdem vor Krankheiten schützen.

Wenn man Geld neben eine Alraunenwurzel legt, soll es sich angeblich verdoppeln.

Eine getrocknete Alraunenwurzel wird manchmal zunächst aktiviert, um ihre vermeintlich schlummernden Kräfte zu wecken. Dazu legt man die Wurzel drei Tage lang an eine wichtige Stelle des Hauses. Anschliessend legt man sie in warmes Wasser und belässt sie dort über Nacht. Dann erst kann die nun aktivierte Alraunenwurzel für magische Zwecke eingesetzt werden. Das Einlegewasser kann man auf Gegenstände oder Personen spritzen, um sie zu schützen.

Oft wurden die Alraunenwurzeln gefälscht. Besonders beliebt waren beispielsweise die Wurzeln der Zaunrübe, um aus ihr gefälschte Alraunenmännlein zu schnitzen. Auch die Wurzel des Allermannsharnisch oder der Esche mussten als Alraunenersatz herhalten.

Ein Opfer dieser Fälschungen wurde auch Kaiser Rudolph II. (Regierungszeit: 1576 - 1612). Er besass zwei Alraunen, die die Namen Maryon und Trudacyos trugen. Spätere Untersuchungen stellten jedoch fest, dass es sich eigentlich um Wurzeln des Allermannsharnisch handelte.

Geschichtliches

Die Alraune hat eine jahrtausendelange Geschichte als Heil- und Zauberpflanze.

Schon im alten Babylon wurde die Alraune etwa 2000 v. Chr. als Heilmittel gegen Zahnschmerzen in Keilschrifttafeln erwähnt.

Gegen Schmerzen wurde die Alraune auch im alten Ägypten verwendet. Im Papyrus Ebers findet man sie unter dem Namen dja-dja.

Die Mandragora soll auch ein Geschenk des griechisch-ägyptischen Gottes Hermes Trismegistos sein. Sie sei für alchemistische Praktiken und Geisterbeschwörungen geeignet.

Bei den goldenen Äpfel der Aphrodite handelt es sich wahrscheinlich um die Früchte der Alraune.

Möglicherweise ist die Alraune auch die berühmte Moly der Kirke. Daher trägt sie auch den Namen Mandragora Circaea, der ihr von Plinius verliehen wurde. Es gibt jedoch auch zahlreiche andere Pflanzen, die als die sagenumwobene Moly interpretiert werden.

Manche vermuten auch, dass die Alraune mit der biblischen, aphrodisischen Pflanze Dudaim identisch ist (1. Mose 30). Bei der Dudaim handelt es sich um Liebesäpfel, die Rachel dazu verholfen haben sollen, mit Joseph schwanger zu werden.

Plinius berichtete schon im 1. Jahrhundert n. Chr. über die medizinische und psychoaktive Wirkung der Alraune.

Albruna war ein alter römischer Name für ein germanische Weissagerin. Dies wurde von Tacitus überliefert. In manchen Gegenden hat sich dieser Name für Hexen und kluge Frauen gehalten.

Das Wort "Alraune" ist auch mit den Wörtern Rune und raunen verwandt. Insofern besteht ein direkter Zusammenhang zu den alten magischen Schriftzeichen der Germanen.

Hildegard von Bingen beschreibt die Alraune als menschenähnlich und mutmasst, dass sie aus der Erde stammt, aus der auch Adam erschaffen wurde. Doch die heilige Hildegard hält nicht viel von der Alraune, denn sie befürchtet teuflische Einflüsterungen durch sie. Um die teufliches Einflüsse der Pflanze zu entfernen, sollte man sie vor der Anwendung in einer Quelle reinigen.

Merkwürdigerweise empfiehlt Hildegard die Mandragora gegen zu starken Geschlechtstrieb. Männer sollten eine weibliche Pflanze und Frauen eine männliche Pflanze anwenden. Das erstaunt umso mehr als die Alraune sonst eher als aphrodisierendes Mittel angepriesen wurde.

Paracelsus schimpft viel über den Schindluder, der mit der Alraune getrieben wird. Viele Händler würden ihre Kundern mit Alraunen-Fälschungen betrügen. Zudem würde der Alraune viel zuviel magische Heilkraft zugesprochen.

Ernte

Früher dachte man, die Ernte der Alraune hätte tödliche Folgen.

Daher musste ein möglichst schwarzer Hund die Ernte übernehmen. Er wurde mit einer Schnur an die Alraunenpflanze gebunden. Dann wurde er angelockt, sodass er mit all seiner Kraft die Wurzel aus dem zog. Man vermutete, dass die Alraune beim Rausziehen einen fürchterlichen Schrei ausstösst, an dem der Hund anschliessend sterben müsse.

Eine andere Methode zur Ernte bestand darin, dass man die Pflanze zunächst dreimal mit dem Schwert umschreibt. Dann stellt man sich mit dem Gesicht nach Westen vor die Pflanze und beginnt zu graben. Während der Grabetätigkeit sollte ein Helfer im Kreise umhertanzen und von den Freuden der Liebe sprechen.

Pflanzenbild

Alraune
Zeichnung: Jonathan Stenger
Die Alraune ist in Mittelmeerländern heimisch.

In frostfreien Gegenden ist sie dort eine mehrjährige Pflanze.

Aus der verzweigten Wurzel wächst eine grosse Rosette mit gewellten, eiförmigen Blättern.

In der Mitte der Rosette blühen im Frühling (Mandragora officinalis) oder im Herbst (Mandragora autumnalis) violette, kelchförmige Blüten.

Aus den Blüten entwickeln sich später goldfarbene Früchte, die auch als Liebesäpfel bezeichnet werden.

Die Frühlingsalraune wird auch als männliche Form der Alraune betrachtet und die Herbstalraune als weibliche Form. Dies hat jedoch nichts mit botanischen Eigenschaften zu tun, sondern ist eine rein magische Zuordnung.



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