Nachtschattenalkaloide


Die wirksamen Nachtschattenpflanzen enthalten in unterschiedlicher Zusammensetzung alle die gleichen Alkaloide. Daher beschreibe ich sie hier auf einer Seite gesammelt. Alkaloide sind Abbauprodukte von Pflanzen, die meistens recht stark wirken, aber ein unterschiedliches Wirkungsspektrum haben.

Doch bevor ich auf die einzelnen Alkaloide eingehe, zunächst ein paar Worte über das vegetative Nervensystem mit Sympathikus und Parasympathikus. Denn ohne dieses Verständnis macht die Erklärung über die Alkaloide nicht viel Sinn.

Das vegetative Nervensytem

Das vegetative Nervensystem steuert die unwillkürlichen Vorgänge im Körper, wie z.B. Herzschlag, Atmung, Verdauung, sexuelle Erregungsneigung, usw. Dazu benutzt es hauptsächlich Hormone, Nervengeflechte und im Falle des Parasympathikus auch einen langen Nervenstrang. All diese Elemente arbeiten zusammen. Die Nervengeflechte sitzen jeweils um die einzelnen Organe herum, der Vagus-Nerv wandert von Organ zu Organ und die wichtigsten Hormone heissen Adrenalin und Noradrenalin (Sympathikus und Azethylcholin (Parasympathikus).

Sympathikus

Der Sympathikus ist der Kampf- und Flucht-Teil des vegetativen Nervensystems. Er wird in gefährlichen aufregenden Situationen aktiviert und dient dazu besser kämpfen oder fliehen zu können.

Das Herz schlägt schneller und die Atmung wird beschleunigt. Die Bronchialäste und Herzkranzgefäße erweitern sich (das ist auch der Grund, warum Stechapfel früher bei Asthma eingesetzt wurde). Die Sinnesorgane werden vorrübergehend schärfer, was man an den größeren Pupillen erkennen kann. Um dieses mehr an Kraft zu ermöglichen, werden Verdauungsvorgänge und Sexualität zurückgestellt. Dies ist auch der Grund warum viele gestreßte Manager Verdauungs- und Potenzprobleme haben. Mund und Rachen werden trocken, weil Speichelfluss in Kampfsituationen nicht gebraucht wird.

Parasympathikus

Der Parasympathikus kommt zum Zuge, wenn es um Entspannung und Regeneration geht. Die Wirkung ist genau entgegengesetzt zum Sympathikus: Herz und Atmung werden ruhiger, die Verdauung und Sex funktionieren prächtig. Auch der Speichel fließt reichlich, um das mit Genuß aufgenommene Essen gut einsaften zu können.

Beim gesunden Menschen stehen diese beiden Anteile in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Wenn es nötig ist, dominiert der Sympathikus und anschliessend kommt es wieder zur parasympathischen Entspannungsphase.

Nachtschattenpflanzen bringen dieses Gleichgewicht durcheinander. Besonders Atropin hemmt die Übertragung von Azethylcholin und lähmt dadurch den Parasympathikus. Entspannte Ruhe ist somit nicht mehr möglich. Dadurch überwiegenden die Symptome des Sympathikus. Das erkennt man an Herzrasen, trockenem Mund, Schluckbeschwerden und erweiterten Pupillen.

Natürlich kann man nicht die ganze Wirkung der Nachtschatten-Alkaloide mit der Parasympathikus-Lähmung erklären. Aber sogar ein Teil der Halluzinationen läßt sich durch die Pupillenerweiterung erklären, durch die normales Sehen nicht mehr möglich ist.

Wodurch die berichteten Schlafanfälle kommen, ist mir noch nicht ganz klar. Denn ich habe schon Berichte von Tollkirschenversuchspersonen gehört, nach denen diese tagelang kein Auge zugetan haben. Es hängt wohl von der Dosierung und dem Mischungsverhältnis ab. Beim Tiefschlaf unter Nachtschattenwirkung kommt es oft zu sexuell eingefärbten Träumen.

Die einzelnen Alkaloide der Nachtschatten sind sich chemisch gesehen übrigens sehr ähnlich und gehen leicht von dem einen in den anderen Zustand über, je nach Beschaffenheit der Pflanze. Z.B. verwandelt sich Hyoscyamin beim Trocknen in Atropin.

Atropin

Das Atropin ist das bestuntersuchteste Nachtschattenalkaloid. Es verhindert u.a.die Bindung von Azethylcholin, wodurch der Parasympathikus gelähmt wird. Dadurch ist die Wirkung des Atropin die einer Sympathikus-erregung, obwohl sie eigentlich aus dem Gegenteil resultiert. Die Kehle wird trocken, das Herz schlägt schneller, die Atmung beschleunigt sich, Essen wird undenkbar, Unruhe verbreitet sich, Stillsitzen wird zur Folter.
Durch die Erweiterung der Pupillen wird scharfes Sehen unmöglich. Daraus können sich dann die schönsten Halluzinationen ergeben.
Es wird immer wieder berichtet, daß Versuchspersonen tief einschliefen. Möglicherweise hängt das damit zusammen, daß sie in der aktiven Phase sehr viel Energie verbrennen, und daß die Wirkung dann in einer Art Energietief umschlägt. Vielleicht gibt es aber noch eine gesonderte Betäubungswirkung des Atropin, über die ich bisher noch nichts gefunden habe.

Scopolamin

Scopolamin ist sozusagen der Gegenspieler zum Atropin unter den Nachtschattenalkaloiden. Es wirkt zwar auch Parasympathikus-lähmend, aber seine Gesamtwirkung ist im Vergleich zum Atropin eher beruhigend und dämpfend. Es sorgt für einen Zustand der Willenlosigkeit und Apathie, gleichsam wie unter Hypnose.
Daher wurde es auch gerne als Wahrheitsserum verwendet, weil unter seinem Einfluss kaum noch Widerstand aufrecht erhalten werden konnte. Außerdem führt es öfter als Atropin zu Krampfzuständen.

Hyoscyamin

Den Namen hat das Hyoscyamin vom Bilsenkraut (Hyoscamus niger). Dabei kommt es in den meisten Nachtschattengewächsen in der verhältnismäßig größten Menge vor. Das Hyoscyamin zerfällt bei der Trocknung zu Atropin. Die Wirksamkeit des Hyoscyamins soll doppelt so stark wie die des Atropins sein. Dadurch wird klar, daß die getrocknete Droge schwächer wirkt als die frische.

Andere Nachtschattenalkaloide

Es gibt noch eine Reihe anderer atropinähnlicher Alkaloide, die jedoch immer nur in geringen Mengen vorkommen. Diese Alkaloide heißen beispielweise Apoatropin, Belladonin, Cuskhygrin.
Bei den nicht-psychoaktiven Nachtschattenpflanzen, gibt es noch die Alkaloide Solanin und Nikotin.


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